Verreisen – mit gutem Gewissen

23. April 2021

Die Schweiz ist eine Nation von Reisenden. Gemäss Bundesamt für Statistik unternahm im Jahr 2017 jede in der Schweiz wohnhafte Person rund drei Reisen mit Übernachtungen – zwei Drittel davon ins Ausland. Zunehmend gibt es auch Angebote, die sich speziell an pflege- oder hilfsbedürftige Seniorinnen und Senioren oder an pflegende Angehörige richten. Sie erlauben es ihnen, für ein paar Tage wegzufahren – in der Gewissheit, dass alle umsorgt sind, die es brauchen.

Pflege im gewohnten Zuhause

Die Spitex für Stadt und Land kümmert sich nach Wunsch und Bedarf um Pflegebedürftige bei sich zuhause, wenn
pflegende Angehörige einmal eine Pause brauchen. Die Art der Unterstützung ist vielfältig und reicht von der Begleitung über den Einkauf, die Haushaltshilfe bis hin zur Körperpflege. Für das leibliche Wohl sorgen Mahlzeitenlieferdienste
oder Mittagstische, wie sie viele Pflege- und Altersheime anbieten.

Urlaub mit Spitex-Dienstleistungen

Es gibt auch Organisationen, die betreuungsbedürftigen Personen bei der Ferienplanung helfen. Ein Beispiel ist die
Stiftung Claire & George. Sie unterstützt Reisewillige bei der Auswahl von geeigneten Hotels, bei der Buchung der Reise sowie bei der Wahl von gewünschten Services wie Spitex-Pflege, Spazierbegleitung, Hilfsmittel oder Transporte.
Myriam Mazzolani, Pflegefachfrau bei der Spitex für Stadt und Land in der Filiale Berner Oberland, betreut seit nunmehr über fünf Jahren Feriengäste, die unter anderem über Claire & George Ferien im Berner Oberland buchen und Spitex-Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Die Pflegefachfrau ist von dem Angebot überzeugt. «Es funktioniert sehr gut», schwärmt sie, und erklärt: «Wir nehmen vor dem Urlaub Kontakt mit den Feriengästen auf und sprechen uns mit der Spitex am Wohnort ab, sodass wir die Bedürfnisse und Wünsche unserer Gäste schon vor Ferienantritt kennen. So können wir alles für den Aufenthalt organisieren», führt sie fort.

Dass eine Ferienbetreuung durch eine noch unbekannte

Spitex-Mitarbeiterin etwas anders abläuft als mit der seit Jahren bekannten Bezugsperson am Wohnort, ist allen Beteiligten klar, erklärt Myriam Mazzolani: «Unseren Gästen ist bewusst, dass wir sie noch nicht in- und auswendig kennen und sie uns etwas mehr erklären müssen, wie sie die Dienstleistungen genau erbracht haben möchten. Das
verlangt sowohl von ihnen als auch von den Mitarbeitenden etwas mehr Geduld, die wir aber alle gerne aufbringen.» Schliesslich sind die Gäste froh, dass sie sich auf die Unterstützung verlassen können und so ein Urlaub erst möglich ist. «Zudem ist es für viele unserer Feriengäste auch eine Abwechslung, wenn sie mal eine andere Pflegefachperson
bei sich haben», ergänzt Myriam Mazzolani. Auch Angehörige von Pflegebedürftigen schätzen diese Dienstleistung sehr – sie freuen sich auf einen entspannten Urlaub und die wohlverdiente Entlastung.

Urlaub in der Altersresidenz

Manchmal kann die Spitex nicht alle Bedürfnisse abdecken. In solchen Fällen bieten Altersheime und -residenzen die Möglichkeit, ältere Menschen für die Zeit der Abwesenheit ihrer Angehörigen bei sich zu pflegen und zu betreuen – beispielsweise die Alters- und Pflegeheime der Senevita. Je nach Angebot der Institution und dem Gesundheitszustand stehen betreute Wohnungen oder Pflegeplätze zur Verfügung. «Dieses Angebot nutzen immer mehr Menschen», weiss Daniel Braun, COO der Senevita und Spitex für Stadt und Land. «Oft verbringen sie bei uns ihre Ferien, um uns und unsere Dienstleistungen kennenzulernen – beispielsweise unsere gute Küche, das vielfältige Aktivierungsangebot oder das Ausflugsprogramm.» Die Senevita Résidence Beaulieu in Murten bietet sogar regelrechte Kennenlernferien an: «Vor einiger Zeit bezog ein 86-jähriger Herr bei uns für zwei Wochen eine Wohnung, während seine umgebaut wurde», erzählt Geschäftsführer Boris Roncevic. Mit dieser Lösung habe er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. «Erstens hat er sich besser erholt, zweitens konnte er unser Angebot genau prüfen und kennenlernen.» Nach seinen «Ferien»
wusste der Senior, dass er in Zukunft in einer betreuten Wohnung leben wollte. Vor kurzem ist er definitiv in der Senevita eingezogen.